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Festheft 2014 - Kämpfer gegen Napoleon Teil 3

La Tapa Grapa

taucht sein Name in der Liste der Offiziere des „Camenschen Junge- sellen Schützen Corps“ auf, die am 25.07.1824 ein Gesuch an den für die Teilung der ReckCamenschen Heide zuständigen Commissair Rocholl unterschrieben, um die Rechte der Kamener Schützenge- sellschaft an ihrem Schießplatz zu wahren. Die Kamener Zeitung vom 19.12.1927 berichtet in einer Arti- kelserie über Kamener Vereine, daß Carl Reinhard 1841 einen Pachtver- trag mit dem Schützenverein Heeren als erster unterzeichnet habe. Wir dürfen davon ausgehen, daß er schon damals Präses (= Vorsit- zender) gewesen ist. Auch für die 1850er Jahre ist er als Präses erwähnt (Kamener Zeitung vom 30. Juli 1920). Möglicherweise war er auch einmal Schützenkönig. Nach einem unbewiesenen Bericht (um 1920?) soll ein Vorlegelöffel mit entsprechender Inschrift vorhanden gewesen sein. Auch sein Lebensweg ist interessant genug, um etwas davon zu erzählen. Geboren wurde er 1793 als Sohn des Apothekers Heinrich Theodor Reinhardt, der an der Mühlenstraße (heute Bahnhofstraße 2) wohnte und dort vermutlich seine Apotheke betrieb. Später war er auch selbst eine Zeitlang deren Betreiber, aber schon bei seiner (ersten) Heirat mit der Leineweberstochter Johanna Wilhelmine Henrietta Sommer 1826 wird er im Index des evangelischen Kirchenbuchs als Schenkwirt und Gerichtstaxator bezeichnet. 1843 wird er vom westfälischen Oberpräsi- denten Vincke in Münster als Aukti- onskommissar in Kamen bestätigt. Mit seiner zweiten Frau (seit 1835), der Schmiedstochter Ulrike Dorothea Wilhelmine Kehrs aus Unna, hatte er zwei Kinder. Carl Reinhard starb 1869 im Alter von 75 Jahren. Sein Sohn Friedrich Ludolph (ge- nannt Louis), geboren 1839, wurde 1874 zum Präses des Schützenver- eins gewählt, das Amt hatte er bis 1900 inne. Noch ein Wort zum „Schenkwirt Carl Reinhard“. Seit alter Zeit stand in der Weststraße 11 (etwa wo heu- te das Schuhhaus Wolter steht) ein imposanter Fachwerkbau, der Schützenhof (Foto Seite 28 rechts). Er war lange Jahrzehnte im Besitz der Familie Reinhard. Der letzte Besitzer, Wirt Wilhelm Reinhard, ver- kaufte ihn 1927 an die Stadt Kamen. Das Gebäude wurde in den 1950er Jahren abgebrochen. Ob auch Carl Reinhard Wirt des Schützenhofes war, ist nicht belegt, verwandtschaft- liche Beziehungen zum letzten Wirt sind nicht nachgewiesen. Dagegen zeigt das etwa 100 Jahre alte Foto (Seite 28 links) von der Bahnhofstraße über der Tür des rechten verputzten Fachwerkhauses deutlich ein Schild mit der Aufschrift „Schenkwirtschaft Ludolph Rein- hard“, d.h. der Besitzer ist der o. a. Sohn unseres Waterloo-Kämpfers. An etwa gleicher Stelle befindet sich heute das Sanitätshaus Tingelhoff. Anmerkung: Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819), preu- ßischer Generalfeldmarschall, sehr populärer Heerführer. Er war auch Freimaurer und Mitglied der Loge „Zum hellen Licht“ in Hamm, der auch der erste bekannte Schützen- oberst Kamens, Julius Ohswaldt, angehörte. Quellen: Kamener Zeitung 30.06.1920 Kamener Zeitung 19.12.1927 Stadtarchiv Kamen Hans-Jürgen Kistner: Frankreich- feldzug und Waterloo, Die Briefe des Kamener Apothekers Carl Reinhard aus den Jahren 1814/15 – eine Edi- tion, im Begleitband der Ausstellung „Wider Napoleon“ Lüdenscheid 2013 Für ihre Unterstützung und Mithil- fe bei den Recherchen danke ich Herrn Hans-Jürgen Kistner und dem Stadtarchivar Herrn Robert Bader- mann ganz herzlich. Wolfgang Freese Anschrift und letzte Seite mit Unterschrift des Briefes, den Carl Reinhard wenige Tage nach der Schlacht bei Waterloo am 23. Juni an seine Mutter schrieb: Der Wittwe Apothekerin Reinhard in Camen ...immer im Bivoik und noch dazu bin ich diesen Abend mit noch einem anderen Jäger in Arest gekommen weil wir in einem Dorfe etwas Brod und 2 Hühner requirierten. Dieses thun mehrere Solda- ten. Wir wurden nun gerade von fremden Soldaten erhascht und es war streng verboten. nächstens mehr geschrieben im Bivoik beym Dorfe Fleuryon auf meinem Schacot abends 10 Uhr ich verbleibe Ihr gehorsamer Sohn Carl Reinhard GeschichteK ä m p f e r g e g e n N a p o l e o n Gebhard Leberecht von Blücher (Abbildung: public domain) www.schuetzenverein-kamen.eu 29

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